Himalaya-Forscher Dr. Kurt Boeck (1855-1933)
Interessantes zum Leben Kurt Boeck’s von Thomas Werner
Kurt Boeck reiste 1890 zum ersten mal in den Himalaya. Schon 1891 hielt er in Berlin Vorträge über diese Reise. Weitere Reisen folgten 1893, 1895 und 1898. Einen Bericht seiner ersten Reise 1890 veröffentlichte er zehn Jahre später auf Bitten der Deutschen Verlags-Anstalt als „Indische Gletscherfahrten“, Stuttgart und Leipzig 1900. In dieser Reise besuchte er das Kumaon-Gebiet westlich von Nepal sowie Darjeeling und Sikkim östlich von Nepal. Eine Erlaubnis nach Nepal einzureisen, dem damals „verbotenen“ Land, erhielt er allerdings nicht. Als ambitionierter Hobby-Fotograf führte Boeck in einer Handtasche eine „geheime“ Kamera mit sich, mit der er durch ein Loch in der Tasche unbemerkt fotografierte. Seine unzähligen Aufnahmen sind für die damaligen Verhältnisse von fantastischer Qualität. Die Reiseberichte sind spannend geschrieben und zeugen von gründlicher Kenntnis der Kultur. Obwohl er im Kolonialstil mit einem umfangreichen Karawanen-Trek reiste, hatte er doch guten Kontakt zur Bevölkerung, deren Leben er immer wieder bildhaft beschreibt.
Dr. Kurt Boeck, Frühjahr 1900 Dr. Kurt Boeck, September 1926
Erst bei seiner vierten Reise gelang es Boeck schließlich, eine Genehmigung für die Einreise nach Nepal zu bekommen. Er schreibt: „Das Glück war mir hold. Durch pestverseuchte indische Gebiete hindurch fand ich wirklich den unzähligen anderen versagten Zutritt in das geheimnisvolle Himalaja-Königreich Nepal und ich verließ es, fast erdrückt von der Fülle wundersamer Erscheinungen, die ich nicht länger für mich behalten will.“ Der Bericht dieser Reise mit dem Titel „Durch Indien ins verschlossene Land Nepal“ erschien 1903 im Verlag von Ferdinand Hirt und Sohn, Leipzig. Hochinteressant ist der ausgiebig bebilderte Bericht des Nepals um die Wende zum 20. Jahrhundert.
aus Dr. Kurt Boeck: „Indische Gletscherfahrten“, Stuttgart und Leipzig 1900
aus „Im Banne des Everest“
aus „Durch Indien ins verschlossene Land Nepal“
Indische Gletscherfahrten Durch Indien ... Nepal 60 Scherzgedichte Himalaya - Lieder und Bilder
Originale Stereo-Fotografien von Dr. Kurt Boeck
Es sind drei Postkarten aus dem Dezember 1898 erhalten, die Boeck auf seiner vierten Reise aus Nepal schrieb:
eine an seine Frau in Dresden, eine an sich selbst nach Kathmandu, eine weitere an den Verlag des Berliner Lokal-Anzeigers.
Dr. Kurt Boeck, „Himalaya-Album“, 1894
Die fantastische Qualität seiner Fotos beweist das „Himalaya-Album“, welches 1894 in kleiner Auflage erschien. Es enthält 10 großformatige Bilder aus Sikkim (Ost-Himalaya) sowie 10 Bilder aus Kumaon und Gharwal (West-Himalaya). Da die Auflage des „Himalaya-Album“ bald vergriffen war, ließ der Verfasser 500 Exemplare dieses Albums im Jahre 1927 neu drucken, fügte noch einige Gedichte (Lieder) ein und nannte den Band „Himalaya - Lieder und Bilder“. Im Vorwort klingt die sehr „deutsche“ Einstellung des Verfassers an. Hier wünscht er sich: „Möge nun auch dieses Werk die Schar der nach Licht, Reinheit, Kraft und Höhe strebenden Deutschen mehren helfen, möge es unsere Jugend anspornen, auch in der Gesinnung uns Bergsteigern der ,alten Garde‘ nachzustreben - also die hehre Alpenwelt als Tempel göttlicher Macht zu verehren…“
aus „Himalaya-Album“, (1894) bzw. „Himalaya - Lieder und Bilder“ (1927)
1912 erschien im Selbstverlag „60 Scherzgedichte zu Lichtbildern aus dem Wunderland Indien“.
Auch dieses Büchlein enthält neben Gedichten viele beeindruckende Fotos aus Indien und Nepal.
aus „60 Scherzgedichte zu Lichtbildern aus dem Wunderland Indien“ (1912)
Nach seiner vierten Himalaya-Reise schrieb er etliche Artikel in verschiedenen Zeitschriften, in oft überzogener Darstellung.
Hier zum Download sein Artikel
„Groteske Standbilder in geheimnisvollem Lande.“
Seine beiden Hauptwerke „Indische Gletscherfahrten“ und „Durch Indien ins verschlossene Land Nepal“ waren ebenfalls bald vergriffen und wurden in den 20er Jahren in mehreren Teilen neu aufgelegt. In Berlin wurde Dr. Kurt Boeck durch seine rege Vortragstätigkeit über das zur damaligen Zeit recht unbekannte Himalaya bekannt und zu einem gefragten Redner.