Blockflöte in Nepal
ein Projekt des Musikverlag Bornmann, Schönaich - Phase 4
zu Phase 5
Die Flötenkinder der tibetischen Mount-Kailash School im November/Dezember 2009
Zu dieser vierten Phase kam neben Johannes Bornmann auch Sabine Bornmann wieder zum Unterrichten mit, die ja schon das Projekt in der ersten Phase mit begründet hatte. Doch es kam wie schon aus den ersten drei Phasen bekannt: obwohl der Termin auch dieser Projekt-Phase bereits frühzeitig per email abgestimmt worden war, fiel der erste Unterrichtstag wieder aus. Ausgerechnet auf diesen Tag legte nämlich die nepalesische Regierung kurzfristig das muslimische „Eid-ul-Adha - Opferfest“, welches fortan jährlich für die nepalischen Muslime an einem Sonntag gefeiert werden soll. Die Schulkinder wussten davon noch nichts, waren schon in der Schule, wurden dann aber nach Hause geschickt. So auch in der Mount-Kailash School im „Tibetan Settlement“ in Hyangja bei Pokhara.
Doch am folgenden Tag ging es dann richtig los. Der Lehrer für Musik, Drama und Tanz, Karma Lodoe Wangchuck, und seine Schüler/innen drückten gleich zu Beginn ihre Freude über die neuen Phase durch liebevoll einstudierte Begrüßungstänze aus.
Stolz wurde dann der neue Musiktrakt der Schule präsentiert. Aus dem kleinen verwinkelten Musikraum in einem Nebengebäude konnte man inzwischen in ein eigenes Musikgebäude mit zwei Räumen ziehen, ein Unterrichtsraum und ein kleinerer Raum für Instrumente, Noten, Tanzkostüme und weitere Materialien. Für das Unterrichten und Musizieren ist der neue Musiktrakt ein riesiger Gewinn.
Und dann begann der Unterricht - diesmal jedoch zunächst umgekehrt. Karma, der Musiklehrer, erklärte uns auf unsere Bitte hin zunächst die tibetische Musiknotation. Diese ist eigentlich nicht sehr kompliziert: Miniphrasen werden durch Tonhöhe und Rhythmus notiert. Ziffern bezeichnen die Stufen der jeweiligen Tonart, ein einfacher Unterstrich gibt einen langsamen Ton an, ein doppelter Unterstrich einen schnellen. Die Lyrics, die Texte, werden üblicherweise in einem separaten Block darunter geschrieben.
Diese Notation ist voll ausreichend für die tonale Musik Tibets, die innerhalb eines Liedes nicht moduliert. Deshalb braucht man auch keine Vorzeichen für irgendwelche Halbtöne. Auch auf der „Basuri“, der tibetischen Bambusquerflöte mit sechs Grifflöchern, spielt man nur in der Grundtonart; wird das Lied in einer anderen Tonart musiziert, nimmt man eine andere Flöte in der entsprechenden Tonart. Der Rhythmus wird in dieser Notation allerdings nur angedeutet und nicht exakt notiert, weshalb die mündliche Überlieferung der Lieder absolut notwendig ist.
Nachdem Karma uns einige bekannte Lieder aus den Liederbüchern der Schule vorgesungen hatte, konnten wir die Melodien nun in unserer Notation auf die Tafel schreiben. Und die Freude war groß als die Kinder, die sich mit dem Lesen unserer Notation doch noch etwas schwer tun, auf einmal merkten, dass das notierte Lied eines der ihnen bekannten tibetischen Lieder ist. Fortan wurde versucht, das Erlernen unserer Notation, die für das Spiel auf der Blockflöte nun einmal doch notwendig ist, durch die Hilfe der tibetischen Notation zu erleichtern. Ebenso konnte das westliche Liedgut der englischsprachigen Blockflöten-Schule durch tibetische Lieder erweitert werden. Waren die Kinder schon vorher bestens motiviert, so konnte man jetzt deutlich ein zusätzliches Glücksgefühl spüren. Johannes Bornmann unterrichtete den Lehrer Karma sowie die acht Kinder der letzten Phase, die jetzt „Fortgeschrittenen“. Sabine Bornmann nahm sich der anderen Kinder aus den Phasen 1 und 2 an. Täglicher Unterricht am Vormittag und Üben am Nachmittag waren jetzt angesagt. Für die betreffenden Kinder doppelt motivierend: während der Flötenstunden wurden sie vom normalen Klassenunterricht befreit.
Nach einer intensiven Woche war die vierte Phase dann schließlich beendet. Die Kinder haben viel dazu gelernt und vor allem: es hat allen riesigen Spaß gemacht. So wurde der letzte Tag ein Tag des beiderseitigen Dankes mit vielen Darbietungen. Lieder wurden gesungen und traditionelle Tänze aufgeführt. Besonders beeindruckt hatte uns der „Old-man dance“, der Tanz für ein glückliches Alter. Dankbar wurde auch ein Stück westlicher Kultur aufgenommen, ein kleines Konzert mit Soli und Duetten für Sopran- und Altblockflöten mit Kompositionen von van Eyck und J. S. Bach. Nicht nur unsere Flötenschüler/innen waren begeistert. Große Freude an diesen für sie fremden Klängen hatten auch die allerkleinsten - die Flötenkinder künftiger Phasen? Hocherfreut zeigten sich auch Musiklehrer Karma Lodoe Wangchuck und Schulleiter Lobsang Phelgye, die uns nicht ohne liebevolle kleine Geschenke gehen ließen und uns eine Katha, einen tibetischen Seidenschal als Zeichen von Dankbarkeit, Ehre und Respekt, um den Hals hängten.
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