Ist der Buddhismus eine Religion oder eine Philosophie?
Wenngleich Religion und Philosophie sich stets gegenseitig beeinflussten, ist man im Abendland doch gewohnt, sie in zwei getrennten Kategorien zu unterscheiden: mit Religion bezeichnet man den spirituellen Glauben an eine Gottheit (einen einzelnen Gott oder mehrere Götter), während die Philosophie ein von Menschen erdachtes Welterklärungssystem darstellt, welchem rationale Überlegungen zu Grunde liegen. Demnach wäre die Lehre Buddhas eine Philosophie, denn sie kennt keine Gottheit, keine Offenbarung oder Prophezeiung, weder Paradies noch Hölle, keine unsterbliche Seele und darum auch kein Fortleben des Menschen nach dem Tod. Der Mensch, so erklärt der Buddha, werde zwar wiedergeboren, doch sei diese Wiedergeburt keine Seelenwanderung, vielmehr eine Art fortlaufende Beeinflussung einer Existenz durch eine andere. Eine unsterbliche Seele gebe es nicht. Die fundamentalen Inhalte des Buddhismus lassen sich andererseits nicht rational „beweisen“. Sie lassen sich jedoch durch Beschäftigung mit den Inhalten des Buddhismus und durch das Gehen des rechten Weges nach und nach erfahren und zu einer spirituellen Gewissheit werden. Und natürlich hat der Buddhismus alle Merkmale einer Religion: den Religionsstifter, den Heilsweg, den Orden, die Laienanhänger, Klöster, Tempel, Rituale, Gebete, usw. Und damit sind wir bereits mitten im buddhistischen Weg. Welchen Weg ging Buddha? Welches waren seine Erfahrungen, was gab er weiter, was ist also seine Lehre? Weiterhin werden uns die Fragen beschäftigen: wie hat sich sein Vermächtnis im Laufe der Zeit in den verschiedenen Kulturen weiter entwickelt und ausgeprägt? Wie stellt sich der Buddhismus in Nepal und bei den in Nepal lebenden Tibetern dar?
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