Blockflöte in Nepal
ein Projekt des Musikverlag Bornmann, Schönaich - Phase 5
zu Phase 6
im Sommer 2010, morgendliche Begrüßung an der tibetischen Mount-Kailash School
Noch vor meiner Abreise zur 5. Phase hatte ich einen ganz lieben Brief von einem der „Flötenmädchen“ bekommen. Darin hatte sie mir gedankt für die Möglichkeit, Blockflöte spielen zu können. Und die Freude, die sie über das Spielen auf der Blockflöte ausdrückte, verstärkte natürlich meine Vorfreude auf die kommende Phase deutlich.
Mir war bewusst, dass dies die letzte Phase für die Kinder der bestehenden Flötengruppe sein würde. Sie besuchen jetzt die 7. Klasse, die an der Mount-Kailash School die letzte Klasse ist. Und diese Phase war von vornherein einen Tag kürzer als sonst geplant, da ich schon am Freitag einen Flieger für eine Trekking-Tour nach Mustang bekommen wollte. Daher war mein Ziel, in der verbleibenden kurzen Zeit viel Musik zu machen und den Kindern Freude an der Blockflöte mitzugeben. Zur Vorbereitung für den Lehrer Karma Lodoe Wangchuck hatte ich ihm schon vorher CDs mit Aufnahmen der Stücke aus den drei Schulbänden geschickt - für ihn eine große Lernhilfe. Auch hatte ich Noten mit einigen der bekannten tibetischen und nepalesischen Lieder mitgebracht - einschließlich beider Nationalhymnen.
Der erste Tag war Sonntag (samstags ist in Nepal Feiertag und schulfrei). Und ich kam gerade rechtzeitig zur morgendlichen Begrüßung mit Gebet auf dem Schulhof. Danach ging es gleich mit der ersten Gruppe in den Musikraum. Wie ich erwartet hatte, begannen die Augen zu strahlen, als nach den ersten Tönen von den Kindern die ihnen vertrauten Melodien erkannt wurden.
Leider fiel schon der nächste Tag, der 23. August wetterbedingt aus. An diesem Tag fiel bereits am frühen Morgen ein solch heftiger Monsun-Regen, dass die Straße an meinem Wohnort am Fewa-See bei Pokhara schnell durch diverse Erdrutsche und umgefallenen Bäume überhaupt nicht passierbar war. Ich hatte keine Chance, in die Mount-Kailash School zu kommen. Und es sollte auch der folgende Tag ausfallen, denn genau in dieser Woche fiel auf den Dienstag, den 24. August 2010 „Janai Purnima“, eigentlich nur für Hindus ein wichtiges Fest am Vollmondstag im August. Doch in Nepal haben an diesem Tag alle Schulen schulfrei, so auch die Schulen der tibetischen Buddhisten. Der Unterricht fiel also aus, und damit auch der Flötenunterricht.
Meine Flötenkinder werden alle ab nächsten April die 8. Klasse der weiterführende Schule im Tibetan Settlement „Tashiling“ in Pokhara-Chhorepatan besuchen. Mit dem dortigen Direktor Mr. Ngawang Dorje bin ich seit vielen Jahren gut befreundet, und ich werde „meine“ Kinder dort im kommenden Jahr auf jeden Fall besuchen und ihnen Fotos der diesjährigen Phase mitbringen. Flötenunterricht wird es dort jedoch nicht mehr geben, denn einen Lehrer für Musik, Drama und Tanz gibt es in Pokhara-Chhorepatan nicht.
Schon im letzten Jahr konnte ich in einem „Antiquariat“ in Kathmandu ein Notenheft mit nepalesischen Liedern kaufen. Außerdem hatte mir Karma Lodoe Wangchuck auf meine Bitte hin Lieder vorgesungen, die ich aufgenommen habe und jetzt aufschreiben möchte. So wird für künftige Blockflötenkinder an der Mount-Kailash School nach und nach ein Liederbuch mit tibetischen und nepalesischen Liedern entstehen.
Zum Abschluss dieser Phase gab es wieder ein großes gemeinsames Konzert: die Mädchen und Jungs sangen mir gemeinsam tibetische Lieder vor, während ich ein kleines Konzert mit europäischer Musik spielte. Ganz besonders begeistert war der Musiklehrer von meiner Bearbeitung der Flötenstimme der Ouvertüre von Bachs 2. Orchestersuite (BWV 1067) für Altblockflöte. Auch in diesem Jahr wurde mir zum Abschied wieder eine Katha, ein tibetischer Seidenschal als Zeichen von Dankbarkeit, Ehre und Respekt, um den Hals gehängt. Als besonderes Präsent überreicht mir Schulleiter Lobsang Phelgye zusätzlich ein Thangka, ein Meditationsbild des tantrischen Buddhismus, das er für mich malen ließ.
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